Eine grosse eigene Leistung ist mit einem solchen Firmenjubiläum keineswegs zwangsläufig verbunden, denn älter wird man von alleine. Und ob ich dabei auch weiser geworden bin, mag ich nicht selber beurteilen; das können Kollegen oder Kunden wahrscheinlich besser. Mit zunehmender Dauer der geschäftlichen Tätigkeit kann man eine grosse Gefahr nicht verneinen, dass man der geistigen Verknöcherung und geschäftlichen Unbeweglichkeit anheimfällt, indem man annimmt, was man immer schon gemacht habe müsste auch künftig weiterhin so gemacht werden. Das war nie meine Devise und wird hoffentlich auch künftig nie zu einer werden, auch wenn eigene Erfahrungen keineswegs unnütz sein müssen. Nach eigenem Schulterklopfen steht mir also nicht der Sinn, hingegen sehr wohl nach eigenem Nachdenken über die Philatelie und deren Zukunft, über die Philatelisten und deren Aktivitäten.
Wenn mich diese eigene Erfahrung eines gezeigt oder gebracht hat so die Erfahrung, wie wenig man selber eigentlich weiss! In Kontakt mit grossen und kleinen Sammlern stösst man immer wieder auf Mitmenschen, die in irgendeiner Sparte unwahrscheinliche Kenntnisse erworben haben, die die eigenen bei weitem überragen. Man wird auch auf Gebiete verwiesen, wo noch viel interessante Forschungsarbeit vonnöten wäre und wo manch rüstiger Rentner noch viele Jahre lang ein ausfüllendes und befriedigendes Freizeitvergnügen finden könnte. Wir Philatelisten neigen möglicherweise zu einer gewissen Ueberheblichkeit, indem wir uns all zu sicher im eigenen Spezialgebiet fühlen und deshalb oft zu wenig Zeit für andere Meinungen haben oder diese zu wenig zur Kenntnis nehmen wollen. Gehen Sie nicht davon aus, dass ich mich davon ausnehmen möchte! Im Gegenteil: auch wenn ich mich bemühe, die eigene Fehlerquote in der Beurteilung unserer Lose so gering wie irgend möglich zu halten, so werde ich den Begriff der eigenen Fehlerlosigkeit ganz sicher nie in den Mund nehmen! Eine gewisse Nachsicht erbitte ich also nicht nur für mich selber, sondern möchte sie durchaus auch für unsere Prüfer erbitten. Solange Menschen arbeiten werden Fehler passieren. Bei den einen etwas mehr, bei andern etwas weniger. Solange solche Fehler nicht aus finanziellen Erwägungen fahrlässig erfolgen plädiere ich für eine gewisse Groszügigkeit in der Beurteilung. Bescheidenheit in der Bewertung der eigenen Leistung wird in jedem Falle aber gut tun und auch nötig sein.
Persönlich empfinde jedoch in stetig wachsendem Masse eine Dankbarkeit gegenüber zahllosen Kunden und Kollegen, von deren Kenntnissen und Kundentreue wir nun schon dermassen lange profitieren durften! Der Ansporn, sich dafür in irgendeiner Form erkenntlich zu zeigen stellt sich deshalb jedes Jahr von neuem ein. Nehmen Sie mein Angebot bitte an: Wenn Sie irgendwelche Fragen zu den alten Schweizer Marken haben, so gelangen Sie damit ungeniert an mich. Was davon bei mir einmal "hängen geblieben" ist gebe ich Ihnen gerne weiter. Andernfalls kann ich Sie möglicherweise an eine sachkundigere Person weiterleiten. Es spielt dabei keine Rolle, ob Sie den Kontakt telefonisch aufnehmen oder aber selber bei uns vorbeikommen möchten.
Auch künftig werde ich mir gerne Zeit für Sie und Ihre Sammlung nehmen. Was meinen Sie, wäre aus unseren zahlreichen Katalogen und Angeboten geworden ohne die tatkräftige Unterstützung meines Sohnes, der seit einigen Jahren schon den Katalog selber redigiert, meiner Frau und zahlreichen Verwandten und eigenen Familienmitgliedern? Sie wären weder in den Besitz des jetzigen, noch der früheren Kataloge gekommen! Deshalb möchte ich sie alle in meinen ausdrücklichen Dank mit einbeziehen und meiner Hoffnung Ausdruck geben, dass Sie alle möglichst frohe Festtage und ein ruhiges und friedliches neues Jahr erleben mögen.
Schmerikon, 17. November 2005
Gottfried Honegger