Es bereitet mir eine ausgesprochene Freude, über das bald einmal zu Ende gegangene Jahr zu berichten. Auch wenn man nicht in übertriebener Euphorie machen möchte hat man Mühe, es anders als "hervorragend" oder "phantastisch" zu bezeichnen. Natürlich war auch 2006 nicht alles Gold was glänzte, aber es würde an reine Undankbarkeit grenzen, wenn man von einem Jahr noch mehr erwarten oder erhoffen würde!
Wie fast immer gab es aber auch dieses Jahr erhebliche Unterschiede in den verschiedenen Ländern. In der Schweiz haben wir momentan eher weniger wirklich grosse Sammler, die noch aktiv am Marktgeschehen teilnehmen. Dafür erfreulich viele jüngere, die die sehr gute Wirtschaftslage ausnützen und ganz ansehnliche Mittel in die klassischen Schweizer Marken investieren. Hier scheint sich eine neue Sammlergeneration heranzubilden, auf die wir alle künftig angewiesen sein werden. Dass sich diese weitgehend ausserhalb der traditionellen Sammlervereine entwickelt hat Gründe, die zwar bekannt sind, die wir aber aus Platzgründen nicht an dieser Stelle erörtern wollen. Ausserordentlich stark ist die Nachfrage aber aus dem Ausland, vor allem aus Uebersee. Klar zurückgeblieben leider Deutschland, als eines der sonst wichtigsten Länder für den Schweizer Markt. Dort scheint die konjunkturelle Erholung sich noch nicht in allen Lohntüten ausgewirkt zu haben. Und ob die aktuellen Renten- und Krankenversicherungsprobleme jetzt schon eine endgültige Lösung gefunden haben, ist doch arg zu bezweifeln.
Wenn man seit vielen Jahren wieder einmal mehr Nachfrage als Angebote hat verzeichnen können, so trifft diese Feststellung auf praktisch alle Gebiete im Alt-Schweiz-Bereich zu. Wie immer spreche ich hier von den klassischen Schweizer Marken von Beginn an, also von 1843 bis etwa 1870. Es sind durchaus auch wieder Käufer aufgetreten, die selbst die teuersten Kantonalmarken (lose und auf Brief) nicht nur ansehen, sondern auch kaufen wollten. Gerade in diesem kapitalintensiven Bereich war lange Jahre eher eine Zurückhaltung zu verzeichnen, die jetzt gewichen oder jedenfalls vermindert zu sein scheint. Wenn im nächsten Jahr hierin nicht ein Ueberangebot auf den Markt kommt, wird dies sicher auch so bleiben, weil die konjunkturellen Aussichten nach wie vor als glänzend zu bezeichnen sind. Die Löhne werden bei uns in der Schweiz steigen, die Inflation ist nach wie vor gering und die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes geschwunden.
In ganz Europa wird dies mit Unterschieden, aber doch ganz ähnlich verlaufen. Und in den USA wird nach wie vor sehr viel Geld verdient und vor allem auch ausgegeben! Man darf gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn neue Märkte im arabischen oder asiatischen Raum auf den Geschmack nach alten Schweizer Marken kommen sollten!
Das Positive an einer solchen - durchaus realistischen und vorstellbaren - Perspektive wäre nicht der unweigerlich einsetzende Preisboom, sondern die breite Erkenntnis, dass wir es bei unseren klassischen Schweizer Marken mit einen begrenzten "Rohstoff" unseres Landes zu tun haben, den wir nicht vermehren können und darin besteht der Hauptunterschied zwischen den Alt-Schweiz-Marken und den Neuheiten! Diese Erkenntnis unter neuen wie auch langjährigen Sammlern neu ins Bewusstsein zu bringen wäre wohl auch ein Weg, das Wesentliche beim Markensammeln neu zu begreifen, dass es hier nicht in erster Linie darum geht, eine Wertsteigerung zu erzielen, sondern um das Bereiten einer reinen Sammlerfreude, die vollkommen losgelöst vom rein finanziellen Aspekt zu betrachten ist. So eben, wie jemand an einem Bild eine grosse Freude empfinden kann, ganz unabhängig davon, ob es viel oder wenig Geld gekostet hat.
Nachfolgeprobleme:
Als Händler erlebt man immer wieder, dass Sammler aus Altersgründen die Sammlung veräussern möchten, weil sie keinen Nachfolger finden oder animieren konnten. Natürlich lebt der Handel davon, dass ab und zu eine Sammlung auch wieder in den Marktkreislauf zurückkommt. Aber häufig wäre allen mehr gedient, wenn es dem Sammler gelungen wäre einen geeigneten Nachfolger zu finden, der auch noch bereit wäre, die Sammlung weiter zu führen und auszubauen. Man bedauert es deshalb, dass viele Sammler jahrzehntelang "warten", bis sich ein Kind oder ein Enkelkind bei ihnen "meldet" und grosses Interesse an der Markensammlung ankündigt. So etwas findet - aus verschiedenen Gründen - nur selten statt. Das ist sehr bedauerlich. Es fehlt dabei meist an der Motivation der Nachfolger. Diese erleben die Sammlerei des Vorfahren häufig als ein Zurückziehen in die eigenen, verschlos-senen Räume und können dafür kaum Verständnis und schon gar keine Freude aufbringen. Das "Miteinander" geht dabei völlig verloren und im Alter, wo der Nachwuchs selber ins Alter gekommen ist, wo man mit ihm eine Übergabe oder ein Weiterführen der Sammlung gerne besprechen möchte zeigt sicher nicht selten, dass dieser daran überhaupt nicht interessiert ist und lieber ein Bündel Noten erben würde als ein verstaubtes Album voller Papierchen. In solchen Fällen ist vieles falsch gelaufen, das nicht mehr korrigiert werden kann. Schade, denn dadurch ist der Philatelie ein weiterer Anhänger verloren gegangen. Bei der Frage, wie man hier geschickter vorgehen könnte, komme ich immer wieder auf die Geburtstagssammlungen - oder in einem ähnlichen Verhältnis auch auf die Heimatsammlungen zurück. Bei den ersteren trägt man das Geburtstagsdatum des künftigen Erben stempelmässig zusammen, indem man möglichst viele Stücke mit dem Monat und dem Tag seines Geburtstages aus ganz verschiedenen Jahren zusammensucht. Damit ergibt sich mit den Jahren ein idealer Einstieg in eine eigene Sammlerei, weil hier nicht einfach ein paar x-beliebige und ihm nichtssagende Marken beisammen auf einigen Albumseiten vereint sind, sondern es geht in jedem einzelnen Fall um sein Geburtstagsdatum! Es ist dies also eine ganz persönliche Sammlung, die kein Mensch sonst haben wird! Und das macht solch ein Erbstück zu einem aussergewöhnlichen, weil ganz persönlichen, das man nicht einfach weggibt, sondern das einem sehr viel selber bedeutet, weil jedes einzelne Stück, ob es nun ein Brief oder eine lose Marke sei, an den eigenen Geburtstag erinnert. Dabei ist es möglich, solch eine Geburtstagssammlung mit relativ billigen Marken zusammen zu stellen, aber auch mit sehr teuren. Je nachdem, ob man das Sammelgebiet auf die sitzenden Helvetia gezähnt beschränkt und auf ein paar Strubel oder ob man bis hinauf zu teureren Kantonalbriefen gehen möchte.
Solch eine kleine Spezialsammlung stellt in aller Regel dann einen idealen Einstieg in die übrige Sammlung dar, die sehr viel umfassender sein wird. Der Nachfolger hat dann zum ganzen Objekt eine ganz andere - eben eine persönliche - Beziehung! Und darum geht es heute: Wenn man zu einem Hobby keine persönliche Beziehung hat, wird man es nur schwerlich je ergreifen!
Ganz ähnlich verhält es sich mit den Heimatsammlungen. Hier werden die Stempel eines Ortes, eines Bezirkes oder eines ganzen Kantons zusammengetragen. Das hat den Vorteil, dass man dadurch gewisse sehr teure Kantonalmarken gar nicht «braucht" weil sie in jener Gegend unter Umständen gar nicht vorgekommen sind. Man hat also nicht das Problem, komplett sein zu «müssen», sondern kann das sammeln und zeigen, was man gefunden hat. Das macht vor allem dann eine vermehrte Freude, wenn es sich um die Stempel eines Gebietes handelt, zu der man eine gewisse innere Beziehung, eine Bindung hat. Das kann die Wohngegend sein oder aber die Herkunft oder jene, die man aus den Ferien gut kennt. Auch solche Beziehungen können bei den Nachfolgern Freude und das nötige Interesse an einem Weiterführen einer solchen Sammlung wecken. Wir sind Ihnen beim Aufbau solcher Spezialsammlungen gerne behilflich und unterbreiten Ihnen bereitwillig eine unverbindliche Offerte oder Vorlage. Teilen Sie uns Ihr diesbezügliches Interesse einfach kurz mit.
Wenn man nach einem solchermassen »einmaligen» Jahr Rückschau hält, so geschieht es nicht ohne eine grosse Dankbarkeit. Zunächst einmal an Sie, verehrte Kundinnen und Kunden. Dazu zähle ich ausdrücklich auch eine schöne Anzahl von Kolleginnen und Kollegen. Ohne diese ständigen und wiederkehrenden Kontakte wären solche Abschlüsse gar nicht möglich. Ich hoffe sehr, dass Sie mit Ihren Käufen glücklich waren und werde mich anstrengen, dies auch künftig und weiterhin zu meiner Maxime zu machen.
Diesen Dank möchte ich aber auch dieses Jahr an meine Familie und meine Verwandten richten, die in der einen oder andern Funktion im Laufe des Jahres oder beim Katalogversand mitgeholfen haben, nicht zuletzt aber an meinen Sohn Markus, der meine Person im Geschäft schon jetzt vollwertig ersetzen kann und vieles - insbesondere natürlich den Umgang mit den neuen Kommunikationsmitteln - weit besser im Griff hat als ich selber. Nicht nur den Katalog redigiert er völlig selbständig, sondern vor allem auch den ganzen Internetauftritt. Sie wissen ja: die schnellstmögliche Art der Bestellung läuft über das Internet unter: www.ghonegger.ch Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr und freue mich, wenn ich auch 2007 wieder für Sie tätig sein darf.
Schmerikon, 20. November 2006
Gottfried Honegger