Viele träumen lebenslang davon, aber nur ganz wenigen Sammlern oder Händlern ist es vergönnt, einmal im Leben eine wirklich hochklassige Sammlung angeboten zu erhalten und sie darüber hinaus dann auch noch erwerben zu können. Nachdem wir bereits vor einigen Jahren zwei der weltweit grossartigsten Alt-Schweiz-Sammlungen verkaufen durften, sind wir sehr stolz, dass wir auch diesen Herbst wieder eine absolute Spitzensammlung von unbestrittenem Weltklasseformat aus dem Bereiche der klassischen Schweizer Philatelie erwerben konnten.
Es geht dabei um das Objekt von Richard Schäfer,
Confoederatio Helvetica, Ueberseebriefe mit sitzenden Helvetia ungezähnt
Bei uns bestand die Meinung, dass wir mit jeweils einigen Belegen aus diesem tatsächlich einmaligen Objekt unsere Kataloge der nächsten paar Jahre bereichern wollten. Denn alle Händler oder Auktionatoren tun sich in der Regel schwer, jährlich auch nur einen (wenn es hoch kommt einige wenige) solcher Spitzenbelege erhalten und anbieten zu können. Und hier geht es in einem einzigen Objekt um über 100 solcher Briefe!
Richard Schäfer (sen.) hat in seinem unschätz- und für Destinationssammler absolut unverzichtbaren Werk
Der Briefpostverkehr Schweiz-Ausland 1459 - 1907
nicht nur die Posttarife in diese fernen Länder aus unzähligen Quellen zusammengezogen und aufgelistet. Er hat auch die Belege in diese Länder seltenheitsmässig klassiert, sodass uns dies heute eine gute Handhabe für die Bewertung solcher Belege gibt. Dafür hat er Seltenheitsklassen von 1 - 13 geschaffen. Die Stufe 10 stellt sicher bereits seltene Destinationen dar. Die Stufen 11 und 12 sind kaum zu finden und zur Stufe 13 gehören die seltensten Destinationen. Sie ist praktisch jenen Belegen vorbehalten, die meist nur ein bis zwei Mal bislang bekannt geworden sind.
In dieser Sammlung hat man Mühe (wie in den «normalen» Sammlungen auch), einen oder zwei Belege mit der Seltenheit 10 zu finden. Das trifft zu. Aber nicht, weil diese Seltenheitsstufe 10 die höchste Stufe aller vorhandenen Belege darstellen würde, sondern weil die meisten Briefe noch höher rangieren! Selbst die Stufe 13 ist vielfach vertreten! Vor allem deshalb auch, weil etliche Briefe dieser höchsten Seltenheitsstufe bei der Drucklegung des obigen Standardwerkes von Richard Schäfer (sen.) noch gar nicht bekannt waren. Das macht dieses Objekt zu einer in der Tat wohl einmaligen Sammlung, die kaum jemals wieder in dieser Vollständigkeit zusammengestellt werden kann. Man darf sie ohne Übertreibung auch als Lebenswerk von Vater und Sohn Schäfer bezeichnen, wohl wissend, dass diese sich durchaus auch noch in andern philatelistischen Sparten betätigen. Denn nach dem Verkauf der ursprünglichen Sammlung, deren Belege in etlichen andern Sammlungen «zwischengelagert» worden sind, kamen durch den Sohn Schäfer nicht nur diese, sondern noch weit mehr solcher Seltenheiten aus aller Welt zum jetzigen Gesamtwerk zusammen. Die Herkunft der Belege ist in der Regel bei den Briefen angegeben. Man sieht, dass hier viele namhafte Sammler ihren Beitrag geleistet haben.
Das Leben ist bekanntlich voller Überraschungen! So ging es uns auch mit dieser Sammlung. Ohne irgendeine Verkaufsabsicht zeigten wir sie (solange alles noch beisammen war) zwei Freunden, einfach, um ihnen den Eindruck einer phantastischen Sammlung zu verschaffen, die man sonst kaum je in dieser Fülle zu Gesichte bekommen kann. Einer davon, den man überhaupt nicht als Philatelisten bezeichnen kann fand dermassen Gefallen, nicht nur an den seltenen Destinationen aus aller Welt, sondern auch an den ausführlichen Beschreibungen mit geschichtlichem und politischem Hintergrund und passenden Illustrationen, wie auch Taxerklärungen, dass er uns bat, das Objekt vorderhand beisammen zu lassen. Er werde sich in zwei Tagen wieder melden. Das tat er denn auch mit der Mitteilung, dass er die Sammlung en bloc gerne erwerben möchte!
Wir haben ihm die bestmögliche Offerte für einen En bloc-Kauf gemacht in voller Kenntnis dessen, dass wir damit auf einen grossen Teil eines hier durchaus möglichen Gewinnes verzichtet haben. Dem steht jedoch ein für uns ganz wichtiger Punkt gegenüber: auf diese Weise bleibt diese Sammlung (auf absehbare Zeit) beisammen. Eine Aufteilung und ein Einzelverkauf der Belege hätte sicher dem einen oder andern Kunden zu einem Glanzlicht in der Sammlung verholfen und in dieser Absicht haben wir das Objekt ja auch erworben. Auf der andern Seite hätte eine Aufteilung der Sammlung – das mag meine persönliche Einschätzung sein – eine Zerstörung eines Schweizer Kulturgutes bedeutet. Denn um ein solches handelt es sich hier. Und das hätte mich selber geschmerzt.
Es gibt wenige Sammlungen, die man ihrer Einmaligkeit wegen «unbedingt beisammen lassen» müsste. Hier war dies in meinen Augen der Fall und aus diesem Grunde waren wir hier bereit, auf einen möglichen, ansehnlichen Gewinn zu verzichten zugunsten der Genugtuung, mitgeholfen zu haben, dass diese auch international absolute Grossgoldsammlung der Schweiz intakt erhalten bleibt.
Gerne möchten wir allen Sammlern und Kollegen dieses Gebietes die Gelegenheit geben, einen Einblick in dieses Objekt zu nehmen. Aus diesem Grunde haben wir (mit dem Einverständnis des oder der Vorbesitzer) sämtliche Blätter original im Internet abgebildet.
Unter www.ghonegger.ch in der Rubrik «Wissenswertes» finden Sie einen Button dazu. Studieren und bestaunen Sie dieses Werk in aller Ruhe, es wird sich lohnen.
Mit ein paar «Impressionen» aus der Sammlung möchten wir diesen Text auflockern. Als Titelbild musste sich mein Sohn für irgendeinen Beleg davon entscheiden. Er hat dies mit dem Brief nach Gibraltar getan, ursprünglich aus der legendären Sammlung Wyler stammend.
Gehen Sie jetzt aber bitte nicht davon aus, dass wir wegen dieses En-bloc-Verkaufs über keine Briefe mehr nach seltenen Destinationen verfügen würden! Weit gefehlt! Einige wenige finden Sie in diesem Katalog. Aus diversen Quellen liegen uns aber etliche andere auch vor, die wir ernsthaften Interessenten gerne jetzt schon anbieten und die nach und nach sonst in unseren Angeboten erscheinen werden.