03 honegger philatelie Wissenswertes

Die tabakbraunen Rayons II

Seit über 100 Jahren kannte man in Kreisen der Rayon-Sammler eine sehr dunkle Nuance der gelben Rayons. Sie wurde als tabakfarben bezeichnet. Es gab aber nie eine einheitliche Bestimmung, weder unter den Prüfern noch unter den Händlern. Anfänglich beschränkte man sich in der Regel auf nur eine einzige Nuance, die dann entweder «tabakbraun» war oder eben nicht. Der grosse Kenner Josua Bühler, der erste Leiter des Postmuseums in Bern, störte sich daran offenbar ebenso. Deshalb lud er in der Schweizer Briefmarkenzeitung Ende 1970 zu einer Zusammenkunft aller Kenner oder Spezialisten auf den 6. Februar 1971 nach Olten ein. Jeder eingeladene Gast sollte sein oder seine diesbezüglichen Stücke mitbringen. Diese wollte man dann auf den Tisch legen und darüber diskutieren und wenn möglich eine Einigung erreichen. Mit grosser Freude habe ich von Herrn Erhard Keller in Zofingen, einem der grossen Philatelisten der Gegenwart, der mir umso sympathischer ist, weil er die stille, aber weiss Gott tiefschürfende Forschungsarbeit lieber im stillen Kämmerlein vollbringt als im Scheinwerferlicht der breiten Öffentlichkeit, eine Teilnehmerliste dieser «Tabakkonferenz» von Olten zugeschickt erhalten. Ich hatte damals die grosse Ehre, unter den sechs eingeladenen Händlern mit dabei sein zu dürfen. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass in jener Runde – vor allem auch unter den eingeladenen Sammlern und Prüfern! – wirklich die Crème de la Crème der Rayon-Kenner versammelt war.

Nun, wenn ich das Ergebnis zusammenfassen soll, so ist zu sagen, dass die diversen vorgelegten Stücke sich ziemlich stark unterschieden. Von einer einzigen Nuance konnte also keine Rede sein und jedermann meinte natürlich, dass sein Stück nun tabakbraun wäre und alle andern eher nicht. Immerhin setzte sich ab dieser Zusammenkunft die Erkenntnis von Werner Städeli (dem mit Dr. Streiff und Dr. Munck wohl grössten damaligen Rayon-Kenner überhaupt) langsam durch, der meinte, es gebe entgegen der bisherigen Ansicht nicht nur eine einzige Nuance «tabakbraun», sondern eine Familie der Tabakbraunen mit hellen bis hin zu ganz dunklen Nuancen, die preislich natürlich völlig unterschiedlich wären.

Katalogmässig hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht allzu viel getan, ausser, dass man in den Katalogen wenigstens zwei Nuancen bewertete: «helltabakbraun» und «tabakbraun». Aber das war einfach noch nicht genug, vor allem, weil man sich nicht an eine allgemein anerkannte Farbtabelle halten konnte. In der Alt-Schweiz-Gruppe des Schweizer Briefmarken-Händlerverbandes befassten wir uns schon seit einigen Jahren immer wieder einmal mit diesem Problem und suchten nach einer Lösung. In der Person von Urs Hermann war dann ein Prüfer gefunden, der sich dafür ebenfalls sehr interessierte. Er sprach in seinen Kollegenkreisen über das Thema und erhielt meines Wissens z.B. auch von Pierre Guinand und Christoph Hertsch Unterstützung. Bei diversen Zusammenkünften der Alt-Schweiz-Gruppe des Händlerverbandes mit Urs Hermann in den letzten paar Jahren, ist nun erstmals ein Resultat entstanden, das diese Fragen klären kann. Wir haben Urs Hermann insgesamt mit 50 – 60 Stücken dieser Familie versorgt, die bei ihm (mit seinen eigenen) Stücken eine sicherlich ausreichende Grundlage boten, eine Klassierung vorzunehmen. Am einfachsten wäre es natürlich gewesen, wenn man auf möglichst wenige Nuancen gekommen wäre. Letztlich hat sich dies als zu grobe Unterscheidung und damit als nicht richtig erwiesen. Er hat zur Unterscheidung den Michel Farbenführer des Schwaneberger Verlages (ab Auflage 37) herangezogen. Es ist unabdingbar wichtig, dass jedermann, der hier bestimmen oder prüfen möchte, sich an eine einheitliche Skala hält. Die Bestimmung auch nach diesem Farbenführer braucht eine gewisse Angewöhnung. Ganz so leicht ist sie nicht, weil die Marken eben nicht eine grössere Fläche einer Farbe aufweisen, sondern ja noch mit einem Schwarzdruck und in aller Regel auch noch mit einem Stempel bedeckt sind. Herr Hermann schlägt nun vor, hier insgesamt vier Kategorien zu machen, wobei die vierte, die dunkelste Nuance praktisch nicht vorkommt und demzufolge für fast alle Sammler vernachlässigt werden kann. Wie die allermeisten Sammler ja auch auf die volle Kreuzeinfassung verzichten müssen bei diesen gelben Rayons, obwohl diese wesentlich häufiger sind!

Alle Stücke der Familie der Tabakbraunen stammen vom Druckstein A1!

Farbnummern  nach Michel Farbenführer

*

O

Brief

1. Tabakbraun, Chromgelb

16IIaa

6-0-5

7500.-

1300.-

2400.-

16IIaa

6-0-6

7500.-

1300.-

2400.-

16IIab

6-0-7

LP

4000.-

7000.-

16IIab

6-0-8

LP

4000.-

7000.-

 

 

 

 

 

2. Tabakbraun, Gelbocker

16IIab

9-5-4

12000.-

2000.-

3500.-

16IIab

9-5-5

12000.-

2000.-

3500.-

16IIab

9-5-6

12000.-

2000.-

3500.-

16IIac

9-5-7

LP

6000.-

15000.-

 

 

 

 

 

3. Tabakbraun, Gelborange

16IIad

13-5-7

LP 20000.-

35000.-

16IIad

13-5-8

LP

20000.-

35000.-

 

Farbnummern nach Michel Farbenführer

Von dieser 3. Gruppe „Tabakbraun, Gelborange“ gibt es bisher insgesamt nur sechs Stücke (wovon zwei in der Sammlung Ernst Müller im Basler Historischen Museum, die anderen in Privatsammlungen sind).
 
Diese Klassierung wird in den Katalog des Schweizer Briefmarken-Händlerverbandes aufgenommen.

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