Gedanken zur Marktlage 2018
Lassen Sie mich einen Blick auf die verschiedenen Sparten unseres Geschäftsfeldes der Alt-Schweiz-Marken von 1843 bis etwa 1870 werfen. Nach wie vor sehr gut liegen die ungebrauchten
ungezähnten Ausgaben. Hier sieht man immer mehr, dass kaum jemand hier ein eigentliches Lager hat und dass man die Stücke – auch als spezialisierter Händler – einzeln zusammensuchen
muss. Wie Sie wissen, ist für diese Ausgaben (Kantonals bis und mit Strubel) kein Gummi erforderlich. Er wird im Katalog des Schweiz. Briefmarken-Händler-Verbandes weder verlangt, noch bewertet. Bei den gestempelten Werten bringen gute und seltene Abstempelungen Rekordpreise. Bei den normalen Stücken realisieren langsam die Auktionsfirmen, dass man den Markt
mit all zu viel an solchermassen gewichtigen Stücken ohne weiteres auch überfordern kann. Kommen dann noch zeitliche Konflikte oder unakzeptable Versteigerungsbedingungen dazu, ist
das Resultat absehbar unbefriedigend. Das gilt nicht nur für die Einlieferer und die Firmen selber, sondern für den ganzen Markt.
Eine nach wie vor ideale Einstiegszeit bietet sich im Bereich der Heimatsammlungen, wo ein Sammler nicht mehr den Erwerb sämtlicher Alt-Schweiz-Marken anstrebt, sondern sich auf die
Abstempelungen eines gewissen Gebietes beschränkt. Seien dies nun die Entwertungen eines Kantons oder eines Bezirkes oder eines Tales oder aber nur einer einzigen Ortschaft. Solche Objekte
sind äusserst interessant, weil sie für dieses Gebiet weit mehr in die Tiefe gehen als eine generelle Alt-Schweiz-Sammlung. Ohne solche Heimatsammlungen wären in vielen Gebieten die
heute verfügbaren Detailkenntnisse über Vorkommen und Abstempelungen dieser Region gar nicht zustande gekommen! Auf diese Weise sind hervorragende Werke entstanden. Ich erinnere
nur an jenes über die Ovalstempel des Kantons Tessin! Nach wie vor bin ich ein Verfechter der Geburtstagssammlungen. Dabei wird ein bestimmtes Datum (nur Tag und Monat, nicht aber
Jahr) stempelmässig zusammen getragen. Wenn man ein ganzes Sammlerleben lang Freude an seinem Hobby empfunden und für das Zusammentragen seiner Sammlung unzählige Stunden
und Tage aufgewendet und Mittel investiert hat, so plagt einen erfahrungsgemäss die Sorge, was denn mit dieser Sammlung eines Tages geschehen soll. Mögliche Interessenten oder Erben in der
eigenen Familie oder Verwandtschaft sind vielleicht noch zu jung, um schon selber mit der Philatelie in Berührung gekommen zu sein. Vor allem in solchen Fällen halte ich eine Geburtstagssammlung
für eine sehr hilfreiche Idee! Dabei trägt der Sammler (nebst seiner bisherigen Sammlung) einfach die Entwertungen eines oder einiger bestimmter Daten (lose oder auf Brief) auf einigen Blättern
zusammen und stellt diese zum Beispiel an den Anfang der normalen Sammlung. Wird diese nun an ein Kind, einen Enkel oder an ein Patenkind vererbt oder einfach weitergegeben, so ist mit dem
Vorhandensein einiger Seiten mit dem eigenen Geburtstagsdatum eben eine (bisher vielleicht noch fehlende) Beziehung zur Philatelie und damit zum Lebenswerk des Schenkenden hergestellt. Es
sind nicht einfach ein Bündel Banknoten oder ein paar Aktien, die in aller Regel bald einmal verkauft, aufgebraucht und vergessen sind. Solchermassen persönliche Andenken werden vielmehr in Ehren gehalten. Und – Hand auf’s Herz – wäre es nicht auch für Sie als Sammler eine grosse Freude und Beruhigung, wenn Sie wüssten, dass jemand aus Ihrem Umfeld Freude an Ihrem eigenen Lebenswerk entwickelt und dieses nicht einfach versilbern wird, sondern selber weiterführen möchte? Ihre jahrzehntelangen Bemühungen und Investitionen würden damit erhalten bleiben. Eine Garantie dafür gibt es nicht, aber eine reale Möglichkeit.
Eigenartigerweise hat die Weltpolitik durchaus auch einen Einfluss auf unser Alt-Schweiz-Geschäft! Politisch halte ich die Lage nach wie vor für nicht ideal. So werden die meisten Leute in den USA,
neuerdings aber auch in Europa denken. Der Brexit ist noch nicht ausgestanden und die neusten Entwicklungen in der stärksten Wirtschaftsmacht Europas, in Deutschland, machen nicht nur der
aktuellen Regierung Bauchschmerzen. Auf der wirtschaftlichen Seite sind die Zinsen einmalig tief und dies wird sich erst mit dem verlangsamenden Druck der Notenpressen ändern. Für jene, die
Geld borgen möchten, mag dies von Vorteil sein. Für ältere Menschen aber sicher eher ein Nachteil. Diese Leute, die meist ein Leben lang seriös für den letzten Lebensabschnitt gespart hatten,
möchten fällige Anleihen nicht mehr praktisch zum Nulltarif verlängern. Jedenfalls erzielen sie kaum noch die Verwaltungsspesen der Banken mit den neuen Zinsen. Aus absolut verständlichen Gründen nehmen diese Leute heute vielfach Abstand von solchen Anlagen und möchten sich noch etwas leisten. Also selber etwas von ihrem Ersparten auch haben. Sie machen sich vermehrt selber eine Freude und buchen Kreuzfahrten oder reisen sonstwie in der ganzen Welt umher. Und seit einigen Jahren stellen wir fest, dass ein gewisser Teil dieses vorhandenen und anlagebereiten Geldes in die klassischen Schweizer Marken fliesst! Dieser Trend wird voraussichtlich noch einige Zeit anhalten. Und dies durchaus nicht nur zu unserem eigenen Vorteil, sondern auch zu Ihrem! Wie sonst sollten wir Händler denn in der Lage sein, eines Tages Ihre Sammlung zu einem fairen Preis zu erwerben, wenn wir nicht über einen genügenden Absatz verfügen würden? Abgesehen davon macht solch eine Investition aus verschiedenen Gründen durchaus Sinn! Sie investieren damit automatisch in den starken Schweizer Franken und zum andern kaufen Sie Werte ein, die Ihnen lebenslang Freude bereiten können. Werte, die zu den Schweizer Kulturgütern zählen! Schliesslich ist es ja Ihr Sammelgebiet, das Sie schon immer als Ihr Hobby gepflegt hatten.
Auf zwei Ereignisse möchte ich Sie gerne noch hinweisen: Nächstes Jahr findet wieder einmal eine Nationale Ausstellung in der Schweiz statt. Und zwar in Lugano vom 17. bis zum 20. Mai 2018.
Sie werden dort eine Vielzahl von ausserordentlichen Sammlungen zu sehen bekommen und praktisch alle führenden Händler unseres Landes kontaktieren können. Planen Sie für diese Zeit nicht
nur einen, sondern zwei bis drei Tage ein. Es wird sich sicher lohnen für Sie! Auch wir werden uns bemühen, das eine oder andere Highlight zu präsentieren. Sollten Sie dort allerdings ausstellen
dürfen, so sollten Sie sich schon Anfang Jahr bei uns nach passenden Stücken erkundigen, weil Sie diese sonst ja nicht mehr in Ihre Sammlung einbauen könnten. Weiter feiern wir nächstes
Jahr das Jubiläum 175 Jahre Schweizer Briefmarken! Zu diesem Zweck wird im Museum für Kommunikation in Bern vom März bis im Juli eine spezielle Ausstellung der grössten Alt-
Schweiz-Raritäten zu bewundern sein, die wohl je zusammen gezeigt werden konnten. Das ganze Museum präsentiert sich heute in einem modernen Kleid und wird Jung und Alt, auch Nicht-Philatelisten ansprechen! Auch diesen Besuch sollten Sie sich unbedingt vormerken. Zu diesem Anlass hat eine Gruppe von engagierten Sammlern und Händlern an einem bedeutenden Buch zu diesem Anlass gearbeitet, an welchem die Herren Jean-Pierre und Colin Senn die weitaus grösste Arbeit geleistet haben. Dieses Werk sollte bei keinem ernsthaften Schweiz-Sammler fehlen! Sie können es über die Publikation in der Schweiz. Briefmarkenzeitung oder aber bei den meisten grösseren Händlern der Schweiz bestellen.
In eigener Sache und zu unserem diesjährigen Titelbild noch dies: Seit unser Sohn Markus vor mehr als einem Vierteljahrhundert in die Firma eingetreten ist, war es immer mein Anliegen,
ihm von Anfang an nach und nach nicht nur Verantwortung, sondern auch Kompetenzen für das Geschäft zu übertragen. Für mich als Gründer der Firma ist es eine grosse Freude und Beruhigung,
heute feststellen zu können, dass er diese Aufgabe nicht nur gut, sondern hervorragend wahrgenommen und ausgeführt hat. Dies hat auf der rechtlichen Seite dazu geführt, dass er nach
und nach eine Anzahl Aktien unserer Firma bekommen hat. Und in diesem Jahr ist nun der Zeitpunkt erreicht worden, wo er erstmals über die Mehrheit der Aktien verfügt! Für mich ist dies ein ganz neues, aber sehr angenehmes Gefühl, erstmals nach über 50 Jahren unter einem eigenen Chef weitermachen zu dürfen! Angenehm ist das Gefühl deshalb, weil es auch eine teilweise Abgabe
der Verantwortung bedeutet und noch vielmehr, weil die Gewissheit besteht, dass er dies auch künftig genau so gut erledigen wird, wie in den vergangenen Jahren schon. Diesbezüglich
hat und wird sich rein gar nichts ändern bei uns! Das nahende Jahresende ist immer die Zeit, zurückzublicken und zu danken. Dies möchten wir vor allem Ihnen, verehrte Kundinnen und Kunden, Kolleginnen und Kollegen, tun. Ohne Ihre wiederholten Käufe wären wir bald einmal am Ende mit unserem Latein! Danken möchte ich aber auch unseren Familienangehörigen, von der eigenen Ehefrau bis hin zu den Enkeln, die in irgendeiner Form, vor allem beim Versand der Kataloge unschätzbare Dienste leisten. Ich wünsche Ihnen viele beglückende Erlebnisse im neuen Jahr und würde Sie vermissen, wenn wir nicht bald nachher wieder von Ihnen hören würden!
Schmerikon, 23.11.2017
Gottfried Honegger